Lugau aktuell

Abrissmaßnahme Lessingstraße in Lugau

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Der Blick in die Geschichtsbücher, führt einem den Wandel einer bzw. unserer Kleinstadt
über die Jahre und Jahrzehnte immer wieder vor Augen.


So ergab eine Bestandsaufnahme nach dem 1. Weltkrieg, dass in Lugau eine große Wohnungsnot herrschte. Die Gemeindevertretung betrachtete deshalb den Neu- und Umbau von Wohnungen als eine zentrale Aufgabe der Kommunalpolitik. Die Gemeinde investierte viel Geld in den Wohnungsbau. Dafür erhielt Lugau auch staatliche Zuschüsse.
Projekte aus dieser Zeit waren u. a. der Umbau des Gasthofes „Jägerhaus“ für Wohnzwecke bzw. der Ankauf und Umbau des ehemaligen Knappschaftskrankenhauses in der unteren Hauptstraße.


Im Gelände des Schrapswaldes neben der Chemnitzer Straße begann im Sommer 1921 der Bau einer Bergmannssiedlung.
Der Straßenname „Waldstraße“ erinnert noch an den einstigen Schrapswald. Ein Jahr später wurde im Gelände des Buchergutes das Dreigruppenhaus errichtet und anschließend der Marktplatz angelegt. Und schließlich die Anfänge für das Dichterviertel mit den Häusern an der Lessingstraße. Dieses Wohngebiet war städtebaulich und architektonisch etwas Besonderes, mit dem abschließenden „Torhaus“. Über die Jahrzehnte nach dem Ende des Bergbaus 1971 oder die politische Wende 1989 bis in die heutige Zeit, haben sich die Anforderungen an die Wohnraumversorgung in unserer Stadt stark verändert. Durch den Rückgang der Einwohnerzahlen, sank die Nachfrage nach Wohnraum insgesamt.
Gleichzeitig sind die Wünsche an eine Wohnung heute ganz andere als noch in der Vergangenheit.


Nicht wenige Häuser sind inzwischen verschwunden, aber auch viel Neues ist entstanden, vor allem im Eigenheimsektor, dazu wurde auch die Sanierung von Altbaubeständen an vielen Stellen vorangetrieben.
So muss unsere Wohnungsbaugesellschaft, die WGL, ihre Wohnungsbestände ebenso den neuen Herausforderungen an moderne Wohnräume oder energetisch optimierter Gebäude anpassen. Bei einem Altbaubestand von über 65 % in der WGL kein leichtes Unterfangen und schon gar nicht machbar über den gesamten Bestand. Wir haben uns nach langen Überlegungen entschieden die Häuser an der Lessingstraße abzureisen. Zu groß ist hier der Aufwand, um diese Häuser
nach modernen Standards zu sanieren. Wie schon vor ca. 100 Jahren können wir auf staatliche Hilfen setzen und nutzen die Förderung zum Rückbau aus dem „Landesrückbauprogramm“. Leider entsteht damit diesmal nichts Neues, sondern es verschwindet auch ein Stück Geschichte unserer Stadt. Dessen sind wir uns bewusst und haben uns diese Entscheidung
nicht leichtgemacht. Aber auch das ist eben der Wandel in einer oder eben unserer Kleinstadt.
Altes verschwindet aber schafft gleichzeitig Raum für Neues und so werden wir später noch darüber zu entscheiden haben, welche Nutzung die Grundstücke in der Zukunft erhalten sollen.

Thomas Weikert, Bürgermeister

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